mittelaterliches Kleid nähen

Moorleichen-Kleid

Ich habe mir für das Kleid 3 m mittelstarkes Leinen gekauft (beim Stoffkontor) und das erstmal gewaschen und gebügelt, damit hinterher nicht mehr so viel einlaufen kann.

 

Zu messen:

  • Schulter - Saum (rot)
  • Schulter - Hüfte (rot)
  • Schulter - Taille (rot)
  • Schulter - Brust (rot)
  • Brustumfang (grün)
  • Taillenumfang (grün)
  • Hüftumfang (grün)
  • Oberarmumfang (blau)
  • (Armlänge)

 

Moorleichen-Kleid klingt nicht besonders schmeichelhaft, aber es ist ein ganz einfacher und historisch belegter Schnitt. Dafür muss man zunächst seinen Stoff zwei mal falten, sodass man 4 Lagen Stoff hat. Dabei entstehen zwei geschlossene und zwei offene Seiten. Die Länge des Vierecks sollte der Kleidlänge entsprechen, also Schulter bis Saum. Und an der Breite des Stoffes kann man ja meistens nicht so viel machen. Das heißt die Ärmellänge muss wahrscheinlich verlängert werden (war jedenfalls bei mir so).

Nun kann mit Schneiderkreide gemalt werden wo geschnitten werden soll. Am Besten fängt man einfach oben an. Für den Halsausschnitt kann man erstmal ein Viereck mit 1 cm Höhe und 10 cm Länge einzeichnen und am Ende vorne einen Schnitt machen, damit der Kopf durch passt. Die gewünschte Ausschnittform wird dann ganz zum Schluss direkt am Körper entschieden und angezeichnet.

 

Die körperumfänge werden durch 4 geteilt und können dann auf die entsprechende Höhe eingezeichnet werden. Ja, hier wird keine Nahtzugabe gemacht, das ist völlig richtig. Damit man ins Kleid rein kommt werden sogenannte gothische Fenster ausgeschnitten (zwei Stück), diese sind 5 - 10 cm breit - je nachdem wie viel Platz man gern haben möchte, aber achtung, hier muss die Nahtzugabe nun mitbedacht werden ;-)

Die Strecke von Taille zur Brust gibt die länge der geraden Strecke des Fesnsters an. Ab da kann der Bogen, der in eine mittige Spitze endet, gezeichnet werden.

 

Der Rest des 4-lagigen Stoffs wird nun in die Keile gesteckt, zur Vergrößerung unseres Saumumfangs. Diese Keile haben dann eine gerade Seite, an der sie später zusammengenäht werden, und müssen oben am schmalen Ende die Hälfte der Breite des gothischen Fensters plus Nahtzugabe (weil zwei Keilstücke ja "in der Mitte" zusammen genäht werden sollen) haben, da sie dort angesetzt werden.

 

Jetzt kann alles ausgeschnitten werden und dann versäubert und zusammengenäht.

 

Mein Stoff war leider nicht breit genug, sodass ich die Ärmel noch verlänger musste und ich habe mich mit der Länge der Keile vertan, sodass ich die Keile komplett nochmal raus nehmen musste um dann oben ein kleines Viereck noch einzusetzten, damit am Ende unten alles halbwegs gleichlang ist... Das hat den Rock-Fluff von der Taille auf die Hüfte versetzt, aber eigentlich gefällt mir das ganz gut - ist vielleicht nicht so ganz mittelalterlich, aber mir gefällt es :-)

 

Die sichtbaren Nähte (Armsaum, Halsausschnitt und Rocksaum) wurden mit der Hand genäht. Dafür habe ich grünes Garn verwendet, um ein bisschen zu verzieren.

 

Inzwischen habe ich ein Überkleid dazu genäht. Das ist vom Schnitt genau so wie das Unterkleid, nur kürzer in der Gesamtlänge und der Ärmellänge. Außerdem habe ich den Ausschnitt weiter gewählt und einen Schlitz vorne vom Bauchnabel aus gemacht, damit man auch noch was von dem Unterkleid sehen kann und damit es besser fällt.

 

Wenn ich jetzt noch wieder Lust bekomme daran rum zu werkeln versuche ich es mal mit Zierstichen.

Tunika-Kleid

Eigentlich wollten wir uns erstmal an dieses Schnittmuster halten, aber irgendwie ist dann doch alles anders gekommen...

 

Jedenfalls ist es als Unterkleid ganz hervorragend geeignet.

 

Auf der Basis dieses Musters habe ich auch ein Überkleid genäht, das ist allerdings eher ein Überwurf geworden. Es besteht aus dem Vorder- und Rückteil des Kleides und ist an den Seiten bis zur Hüfte zum Schnüren.

Danke Steffi, das sieht toll aus!
Danke Steffi, das sieht toll aus!