Handwerk dem wir nachgehen

Das Spinnen ist eine Kunst, derer man sich bedient um aus (Schaf-)Wolle - oder anderen Fasern - ein Garn zu fertigen, welches sich später zu Kleidung und aneren Gebrauchs-Textilien weiter verarbeiten lässt. Aus Wolle oder Flachs hergestellte Gewebe kennt man schon seit der Jüngeren Steinzeit. Auf einem aus Sopron (Ödenburg, Ungarn) stammenden Gefäß aus der Eisenzeit ist eine Darstellung spinnender und webender Frauen eingeritzt. Die Handspindel stellt die ursprünglichste Form des Werkzeuges zum Verspinnen von Fasern dar. Eine Handspindel besteht aus einem stabförmigen Schaft mit einem Wirtel. Älteste Belege von Spinnwirteln in Europa stammen aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. aus den Siedlungen der Sesklo-Kultur in Griechenland, da das Material die Zeit überdauerte.  Als Schwungmasse für die Handspindeln wurden Spinnwirtel verwendet, diese waren zumeist aus Ton, später aber auch aus Glas oder Speckstein gefertigt.

 

Ich habe eine Handspindel komplett aus Buchenholz und eine Anleitung aus dem Internet, die mich in die Welt des Spinnens eingeführt haben. Ich muss allerdings noch ganz schön viel üben bis ich ein vorzeigbares Garn erstellt bekomme...

 

Die Weiterverarbeitung des Garns wird durch sogenanntes Nadelbinden oder die etwas modernere, aber immernoch mittelalterlliche Variante, das Stricken, gemacht. Nadelgebundene Textilien waren in nahezu allen Kulturen der Welt verbreitet. Der älteste Fund einer Nadelbindearbeit stammt aus der Jungsteinzeit. In Deutschland wurden nadelgebundene Textilien bis etwa 1550 noch in nennenswertem Umfang hergestellt, also noch etwa 300 Jahre nach der Verbreitung des Strickens. Allerdings verschwand das Nadelbinden danach fast völlig. Es gibt historische Funde von nadelgebundenen Handschuhen, Socken, Mützen, Milchsieben aus Tierhaar, daneben existieren ebenfalls einige Funde von jacken- und hemdähnlichen Textilien in Nadelbindetechnik.

 

Die Strickkunst ist vermutlich in Vorderasien entstanden. Ausgrabungen von Strickarbeiten fanden sich im syrischen Gebiet des Euphrat und stammen aus dem 2. und 3. nachchristlichen Jahrhundert. Im ägyptischen Oxyrhynchos stieß man auf Überreste verschiedener Strickarbeiten aus dem 4. bis 6. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um verschiedenartig gestreifte Strümpfe und Socken, bei denen zwischen der großen und der zweiten Zehe ein Zwischenraum freigelassen wurde, um die Sandalenriemen durchführen zu können.

Im europäischen Raum fand man in einem Frauengrab aus der Zeit um etwa 300 n. Chr. in Thüringen zwei knöcherne Stricknadeln. Aus einem merowingerzeitlichen Grab um etwa 500 n. Chr. sind ebenfalls eiserne Stricknadeln bekannt.

Vermutlich waren die ersten Strickarbeiten in der Zweinadeltechnik ausgeführt, so dass anzunehmen ist, dass die ersten Strümpfe in Europa in Teilen gestrickt und anschließend zusammengenäht wurden. Das Rundstricken auf mehreren Nadeln erfand man erst später, vermutlich in der Schweiz oder in Italien, wo aus dem Jahr 1254 ein Paar gestrickte Seidenstrümpfe erhalten geblieben sein sollen. Weitere Strickarbeiten und damit einige der wenigen Hinweise auf europäische Strickereien des 13. und 14. Jahrhunderts gibt es heute noch in der Schweiz. Es wird vermutet, dass die Araber das Stricken nach Spanien brachten, von wo es sich über den gesamten europäischen Raum verbreitete.

 

Ich bin in beiden Techniken noch nicht besonders bewandert, aber ich hoffe, dass ich das in der Saison 2013 ändern kann. Der erste "workshop" fürs Nadelbinden wird im März sein und Stricken lehren mich meine Mitlagerer Rosi und Katharina dann auf den Märkten. Wenn es gut läuft gibt es bald noch einen kompletten Satz Holzstricknadeln aus meinem Lieblings-Wollladen

 

Ebenfalls zum Verarbeiten von Wolle dient das Filzen. Filz kann wie ein modernes Gewebe verwendet werden und beispielsweise zu Decken zugeschnitten oder vernäht werden.

Archäologische Funde, die den Filzgebrauch belegen, datieren in die Jungsteinzeit. Bei den Funden handelt es sich um Reste, die als gepresste Tierhaare identifizierbar waren. Dass gefilzte Gegenstände noch älteren Datums kaum auffindbar sein werden, liegt an der guten Kompostierbarkeit des Materials.

Die ältesten, allerdings noch etwas unsicheren Hinweise auf die Filzherstellung wurden bei den Ausgrabungen der steinzeitlichen Stadt Çatal Hüyük in Zentralanatolien gefunden. Sie sind in die Zeit um 6000 v. Chr. einzuordnen. Wesentlich konkreter werden solche Hinweise im zweiten vorchristlichen Jahrtausend. So wurden bei den Ausgrabungen von Käwrigul in dem vorwiegend von Uiguren bewohnten Mongolischen Autonomen Bezirk Bayingolin in West-China Filzmützen aus der Zeit um 1800 v. Chr. gefunden.

Mützen aus diesem Material wurden auch in Hünengräbern in Dänemark und Norddeutschland entdeckt. Sie stammen aus der Zeit um 1500 v. Chr. Bei Bleckmar sowie bei Behringen in Niedersachsen gemachte Funde von Filzen aus der Bronzezeit belegen neben den Funden aus den Hünengräbern, dass auch in Nord- und Mitteleuropa schon früh deren Herstellung bekannt war. Funde in der früheren Phrygier-Hauptstadt Gordion aus der Zeit um 700 v. Chr. zeigen, dass damals im Mittelmeergebiet Filze bekannt waren. Hinweise in der Literatur der Assyrer bestätigen dies.

Frühe Anhaltspunkte für die Existenz liegen, wie oben gesagt, aus China vor. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. findet man hierzu auch Hinweise in der altchinesischen Literatur.

Die ergiebigsten Funde früher Filze stammen aus den Pazyryk-Gräbern. Die im Ewigen Eis des Altai-Gebirges entdeckten Kurgane der Skythen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. enthielten Filze, die eine erstaunliche Gleichmäßigkeit der Dicke aufwiesen. Daraus darf auf eine weit fortgeschrittene Fertigungsmethode geschlossen werden. Diese Funde deuten auch auf eine vielseitig Verwendung der teilweise durch Applikationen kunstvoll gemusterten Filze hin. Bei den Völkern der Antike waren in der klassischen Zeit Filze gut bekannt, wie mehrere Erwähnungen in der Literatur der Griechen und Römer sowie in Pompeji ausgegrabene Filzmacherwerkstätten dies belegen.

Als Meister der Filzherstellung in Asien galten die Mongolen und die Tibeter. Für beide Völker ergeben sich Hinweise auf eine frühe Nutzung dieses Materials, das für nomadisierende Gruppen besonders wichtig war. Sie verwendeten Filze nicht nur für ihre Kleidung, sondern auch für die Herstellung ihrer Zelte.

 

Heutzutage wird entweder nass oder trocken gefilzt. Das Trockenfilzen ist schneller und einfacher und am besten für die Fertigung von Figuren aus Filz geeignet. Um feste Gewebe herzustellen eignet sich das Nassfilzen besser. Ich habe bisher nur mit sogenannten Filznadeln Figuren gefilzt. Aber vielleicht können wir unser Marktreportoir noch erweitern...

Danke Steffi, das sieht toll aus!
Danke Steffi, das sieht toll aus!