Boostedt

24.-26.5.2019

In Boostedt, dem neuen Heimatdorf meiner Eltern und Mitschlangen, sollte ein kleiner Mittelaltermarkt das Schützenfest etwas aufpeppen. Eigentlich wollten wir an dem Wochenende ein bisschen frei haben, damit der Märkte-Marathon nicht ganz so anstrengend wird, aber ein Markt im eigenen Dorf kann man ja schlecht ausfallen lassen. Da am Freitag Abend das Fest schon beginnen sollte, konnte am Donnerstag schon aufgebaut werden. So wanderten die ansässigen Tiamaten mit ein paar Stangen unterm Arm auf den Platz und haben sich "einweisen" lassen - und da begann das Unglück der Missverständnisse... Rosi hat sich erkundigt in welche Richtung wir uns öffnen sollen und bis wo hin wir bauen sollen, die Antwort war sowas wie "Wie ihr wollt". Das war Dann aber irgendwie doch nicht so gemeint und es gab Ärger, dass wir falsch aufgebaut hätten, Gunnar war schon bereit seine Heringe wieder aus dem Boden zu zupfen, da hieß es dann, dass es schon ok wäre und man dann einfach die Bühne anders hinstellt. Als dann das Sonnensegel stand gab es erneut Ärger, da man ja nun gar nichts mehr von den anderen sehen würde... Daraufhin haben wir das Segel dichter an die Zelte gestellt und die wütenden Blicke des Platzwarts ertragen, die aber ohne Ansagen oder Lösungsvorschläge über uns schwappten. Als Lars und ich am Freitag dann ankamen, ganz unbedarft und und ohne Vorwissen, dass dieses Lager Tiamatim der unverschämte Feind der Veranstaltung ist, wurden wir von offizieller Seite erstmal in Kenntnis gesetzt, dass wir nun nicht noch ein Zelt hinstellen dürften, weil "die Kontaktperson" (also ich) ja nur einen Platz von 10x5 Metern angegeben hätte und schon gar keine Rede war von einem riesigen Sonnensegel.... Ich war zu verwirrt, um direkt was zu erwidern und habe stattdessen mein Handy gezückt, um die Mail zu lesen, da diese Maße mir doch wirklich unwahrscheinlich klangen, ist ja nicht das erste mal, dass ich sowas mache... Schnell gefunden war mein Text "wir haben ein 3x3 Zelt und ein 4x4 Zelt und ein Sonnensegel 4x6, daher würde ich eine Fläche von 10x15 m beanspruchen wollen" Muss also ein Lesefehler seinerseits gewesen sein... Ok, ich habe das 3. Zelt unterschlagen, weil ich nicht wusste, ob die Mutter aufbauen will, wenn sie nur 10 Min Fußweg hat, aber nach dem Abschreiten der Fläche, die wir nun tatsächlich hatten war die Differenz nicht so groß zu dem was ich angegeben hatte - leider gab es keine Gelegenheit dieses Missverständnis aufzuklären. Aber da am Ende alle genug Platz hatten, haben wir die demonstrative Missachtung der Orga Schulterzuckend hingenommen. Wir waren dennoch fröhlich genug, um mit Grobi, dem Rüstungsständer, einen Wiener Walzer zu seinem Tannenbaum-Fuß zu tanzen. Am Nachmittag kam Susanne etwas verstört an, setzte sich und erzählte uns ihre Geschichte:

Ihr werdet nicht glauben, was mir gerade passiert ist, ich wollte mein Auto draußen parken, und gucken wo ich hin muss, da mault mich einer an, dass ich da nicht parken darf "Ja ich will nur kurz gucken wo ich hin muss" "Wenn du mir sagst wo du hin gehörst, kann ich dir sagen wo du hin musst." "Ich gehöre zum Heerlager Tiamatim" "Ach die, die glauben sie wären alleine hier und könnten sich alles erlauben, die kannst du gar nicht verfehlen, bei dem Platz, den die sich unter den Nagel gerissen haben..." Ich war ein bisschen schockiert, dass er sich so auslässt mir gegenüber, schließlich hatte ich doch gerade gesagt, dass ich dazu gehöre..." 

Aber Susanne hat dann doch noch gesagt bekommen wo sie das Auto parken kann. Wir haben ihr dann erzählt was vorher passiert ist und dennoch war es für keinen von uns nachvollziehbar, wie es zu der Ansprache kam... Wir hatten jedenfalls die Goldrand-A-Karte gepachtet. Nach dem Grillen waren wir dann erstmal wieder bester Laune, Susanne hatte wieder "Faustsalat" dabei, der in Peine sein Debüt hatte - Salat in die Hand, so kompakt knautschen, dass er in einem Happs im Mund ist und vorher etwas Dressing drauf träufeln. Anders ist Salat ohne richtige Gabel einfach nicht gut zu essen :-D 

Im Lager Nomi Lagem hauste ein Sanitäter, der einen ähnlich kurzen Anfahrtsweg hat wie meine Eltern, der teilte uns dann irgendwann mit, dass es nun bald zum "Einzug der Schützen" kommen soll und dass wir da gerne mitlaufen können. Also haben sich Lars, Gunnar und Rosi das Banner geschnappt und sind die Schützen abholen gegangen - ich hatte noch mit den Nachwehen meiner Mandelentzündung zu kämpfen und habe mir den Marsch den Berg hinauf gespart und Susanne hat mir Gesellschaft geleistet. Irgendwann habe ich gegrübelt wo wohl der Rest abgeblieben sein könnte, ich hatte schon wirklich lange keinen meiner Mitlageristen mehr gesehen, da kamen sie auch "schon" den Hügel hinauf, zusammen mit Instrumenten spielenden rot-weißen Mädels und grün bejackten Schützen. Rosi erzählte dann, dass es noch eine "Gartenparty" beim Königspaar gab, das erklärt warum das so lange gedauert hatte. Als die Schützen sich dann in das "Festzelt" - ihr wisst schon, das feste Zelt, oder auch Schützenhaus - zurück gezogen hatten, wurden unsere fliegenden Fische von den um uns herum lagernden Kindern entdeckt und fleißig bespielt bis es dunkel wurde und das Bett gerufen hat.

Am Abend hat unser Barde dann noch die Laute raus geholt und mit der Rabenbalade sogar noch den Schmied Ramon von gegenüber angelockt - Das ist das Schlaflied seiner Kinder :-D Außerdem ist es irgendwie noch dazu gekommen, dass Lars seinen Whisky aus seinem Schwert trinken sollte - ich kann mich nur nicht mehr genau erinnern warum er das tat... :-D Je später es wurde, umso kälter wurde es natürlich auch, sodass unser Feuer ein paar zögerliche Dörfler angelockt hat, die dann festgestellt haben, dass diese Nerds ganz nette Leute sind und amüsantes Liedgut im Gepäck haben. So kam es dann, dass wir mit der letzten Bierpilzrunde mitversorgt wurden und sogar noch einer eine Liste leckeres Bier von zu Hause geholt hat. Dieser war auch ein DSA-Nerd, sodass es an Gesprächsthemen nicht mangelte. Aber irgendwann hat auch das Feuer nicht mehr ausgereicht und die illustre Gruppe löste sich so langsam auf. Aber 3 Uhr morgens ist auch eine gute Zeit, um ins Bett zu gehen.

 

Am nächsten Morgen wurde mit der Heimschläfer-Mutter gefrühstückt und der schicke, neue Holzstuhl, den sie zum Geburtstag bekommen hatte, wurde ausprobiert. Zum am Tisch sitzen ist der wohl ausreichend gemütlich, aber sonst ist die Rückenlehne wohl etwas steil... Zum Glück war der Holzmann aus Tellingstedt da, bei dem der Vater schon die ganze Zeit rumlungerte, weil er so schöne Dinge da hatte. Der hat uns dann auch kurz besucht, um eine Lösung zu finden. Nach ein bisschen ausprobieren, sind wir gemeinschaftlich zu dem Schluss gekommen, dass der Stuhl zwei neue Löcher braucht, um die Lehne etwas tiefer und etwas schräger anbringen zu können. Leider hatte er keinen Platz, um den Stuhl mitzunehmen, also hat Lars ihn am Sonntag eingepackt, um ihn beim nächsten Elternbesuch abzugeben.

Das Wetter war am Samstag ganz gut, sodass tatsächlich auch jede Menge Besucher da waren, unter anderem auch die Nachbarn meiner Eltern, die auch ganz brav Leitergolf und fliegende Fische gespielt haben. Der kleine Gustav war noch zu klein, um den ganzen Umfang dieser Spiele zu begreifen, aber er hat seinen Vater tatkräftig unterstützt. Und tatsächlich wurden unsere "Gewinne" auch gern gegessen, natürlich waren ein paar Kinder dabei, die beim Anblick der runzeligen Beeren und Nüsse plötzlich gar keinen Gewinn brauchten, aber es gab auch die, die noch mal schnell ein Hölzchen geworfen haben, um noch was von dem Trockenobst essen zu dürfen. Es gab getrocknete Äpfel, Kirschen und Waldbeeren und eine Nussmischung zum Aussuchen. Außerdem habe ich fleißig an dem Torben-Punkt-Pokal weiter gestickt, ich bin auch gut voran gekommen, aber da ich noch kein "a" hatte, musste ich nach dem "Pok" aufhören, da ich die Vorlagen nicht dabei hatte.

Bei uns gab es zum Mittag Hühnersuppe. Und als wir alle gemeinsam beim Essen waren, erzählte Rosi, dass wir im Programm stünden und eine Schwertkampfvorführung machen würden, was wir uns denn da ausgedacht hätten... Wir guckten uns verwirrt an, bis ich dann erzählt habe, dass ich gefragt wurde, ob wir ein bisschen kämpfen können, ich aber gesagt habe, dass wir das eigentlich nicht wirklich können und auch nur einen Kämpfer dabei haben, wir aber Schwerter mitbringen könnten und ein bisschen trainingsmäßig damit hantieren... Aber ein Programmpunkt war nicht im Gespräch. Ich hatte an sowas wie in Peine gedacht. Und dass wir eine Uhrzeit haben hätte uns ja vielleicht auch jemand mitteilen sollen... Daraufhin explodierte Susanne, weil sie mal in einer Gruppe war, die Bühnenfechten gemacht haben und sowas für teures Geld gebucht werden müsste, außerdem wäre es ein Unding "Schaukampf" zu schreiben, weil das war Lars macht historisches Fechten ist und das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Naja, sie hat ja recht, aber da es auch keinen Platz gab, auf dem wir hätten "üben" können, weil alles voller Schotter, Scherben und anderem Unrat war, was sich auf einem Osterfeuerplatz so alles ansammelt, haben wir den Programmpunkt einfach ignoriert. Nach dem Essen sind wir ein bisschen über den Markt getingelt und haben uns in die Elfenkeramik verliebt! Susanne hat sich einen Becher gekauft, ich habe mir einen ausgesucht, den ich im Set haben möchte, wenn Lars und ich endlich aus der Kleinen Wohnung in was Größeres gezogen sind und es wurden Gewürz-Tiegelchen ausgesucht und der Gedanke eines ansehnlichen Gewürzregals, ggf. mit Gewürzequiz, wurde geboren. Nebenan beim Kräutermann gab es so etwas, allerdings in schnöden Glasfläschchen... Dort haben wir uns eine Teemischung zusammenstellen lassen, weil es doch recht frisch war, wenn die Sonne gerade nicht geschienen hat, die war auch sehr lecker, doch der erste Ansatz war noch etwas schwach auf der Brust - der zweite Versuch hatte dann schon mehr Geschmack. Auf dem Rückweg haben wir uns dann noch Fusels Gemüsetheater angesehen und sind natürlich noch auf einen Butterscotch geblieben. Das Zeug ist aber auch unverschämt lecker! Über den Abend haben die Jungs noch die ein oder andere Runde vorbei gebracht :-D

Dann kamen Caro und Robin zu Besuch und nach einer kurzen Runde - der Markt ist ja nicht so besonders groß - kamen sie zu uns und haben das Abendprogramm mit uns genossen. Die Mutter wollte die Nacht auch im Zelt verbringen und so hat sie sich ganz unbeschwert den neuesten Klatsch und Tratsch aus Großenaspe erzählen lassen - sie hat immernoch ein bisschen Heimweh, seit dem Umzug ins Nachbardorf ;-) Zwischendurch kamen noch Jungs und Mädels mit Losen um die Ecke. Gunnar war der Einzige, der eine Nicht-Niete gezogen hatte, aber wegen mangelnder Kommunikation konnte er seinen Gewinn nicht einlösen, er ist zu der besagten In-etwa-Zeit ins Festzelt gegangen, aber irgendwie war da nichts mehr.

Dann begann die Feuershow, die mehr so als Training gedacht war, da Boostedt kein Geld dafür ausgeben wollte... So war es dann auch, viel LED-Kram, dann ein bisschen Feuer an verschiedenen Schwing-Dingen und zum Abschluss eine Runde mit dem bunt leuchtenden LED-Umhang. Danach gab es bei uns noch etwas Barden-Musik. Nomi Lagem ist dann nach und nach zu uns rüber gepilgert, aber ich habe dann recht bald einen Abknicker gemacht.

 

Der Sonntag zeigte sich nicht gerade von seiner besten Seite, die meiste Zeit war es bedeckt und ab und zu auch etwas nieselig, aber bis zum Abend hat es sich immerhin gehalten. Aber die Besucherzahlen waren deutlich geringer als am Samstag. Dennoch hatten wir Gelegenheit ein paar Fische fliegen zu lassen, eine Frau meinte ich könnte damit bestimmt Geld verdienen, wenn ich so ein Spielset verkaufen würde... Naja, das wohl eher nicht, aber vielleicht würde es mir Spaß machen das Spiel unter die Leute zu bringen... Auch die Bogenbahn war weniger frequentiert, aber jedes Mal, wenn einer auf das Warzenschwein geschossen und nicht getroffen hat, hat der Vater sich lauthals darüber gewundert, dass es nicht getroffen wurde, das könne ja schließlich nicht so schwer sein... Bis er es dann selber probieren wollte. Nach einer kurzen Einweisung, wie er den Bogen zu halten hatte, bemerkte er, dass er ja ein Krüppel ist und gar nicht den Arm gerade halten kann, oder wenigstens nicht, wenn er auch den Bogen spannen wollte... Mit einem kläglichen, halbarmigen Versuch musste er die Niederlage gegen das Warzenschwein dann doch hin nehmen, das Gelächter im Lager war natürlich groß, er hätte sich eigentlich ein Einhornpflaster verdient, aber er hat die Schmach hingenommen wie ein Mann - es lag ja schließlich nur an dem welken Körper, nicht an seinen Fähigkeiten... ;-)

Als Lars dem Schmied dann ein Privatkonzert in die Schmiede trug, weil dieser abends nicht bei uns sitzen konnte, weil er die Kinder gehütet hat,fing es an zu regnen. Ich habe dann schon angefangen ein paar Dinge unters Dach zu holen und ein bisschen was weg zu räumen, aber wie es so oft ist, wenn der Regen auf die Plane prasselt, wird man paralysiert und kann sich auf einmal nicht oder nur noch ganz langsam bewegen. Zum Glück ist Grobi gar nicht erst aufgestanden, so musste er nicht hektisch eingeräumt werden ;-)

Um 17 Uhr war dann Abbau und wir waren ganz gut davor, als es dann anfing zu schütten und nicht mehr aufhören wollte - das meiste war schon eingepackt, zwar auch nass, aber bis dahin waren wir noch einigermaßen trocken... Da wir nach zwei Tagen wieder in Warder aufbauen wollten, war es nicht so schlimm, das kann dann in Warder trocknen.

Danke Steffi, das sieht toll aus!
Danke Steffi, das sieht toll aus!